Einzelhandel gegen Online.
- Intoxic
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Was haltet ihr vom dem Thema. Ich muss sagen das ich ähnliche bzw die gleichen Erfahrungen immer wieder machen wenn ich/wir im Urlaub oder an einem Samstag mal "normal" einkaufen wollen und dann mit leeren bzw fast leeren Händen die Läden hier in der Stadt verlassen mein schlechtes Wissen tendiert mittlerweile gegen Null.
Wegen des bösen Online-Kraken Amazon droht dem guten alten Einzelhandel der Hungertod. Tom König möchte mit Old-School-offline-Shopping dagegenhalten. Wenn es einem die Fachgeschäfte nur nicht so verflixt schwer machen würden, sie zu retten!
Als zum dritten Mal binnen einer Stunde der Paketbote klingelt, platzt meiner Frau Tanja der Kragen. "Diese ganzen Kisten! Was ist das bloß alles?"
"Internetbestellungen - Laufsocken, ein Buch und Bleistifte", entgegne ich.
"Du kaufst einen Bleistift bei Amazon? Au Mann!"
Es waren immerhin drei Stifte. Das würde ich ihr gerne entgegenhalten, aber Tanja ist schon weg. Während ich meine Päckchen öffne, überlege ich, ob ich tatsächlich zu viel Zeugs im Internet bestelle. Zweifelsohne zerstört E-Commerce ja den stationären Einzelhandel und heizt nebenbei die Erderwärmung an. Wenn alle ihre Kulis online ordern, wird es irgendwann keine Schreibwarengeschäfte mehr geben - und außerdem keinen Winter mehr.
Apropos Winter: Ich wollte mir eine neue Daunenjacke zulegen. Ich unterdrücke den Impuls, das im Internet zu tun und fahre stattdessen in die Münchner Innenstadt. Dort gibt es einen riesigen Wintersportladen, sechs Etagen nur Jacken, Mützen und Thermohosen. Eine solche Auswahl, denke ich beeindruckt, kann es sonst überhaupt nirgendwo geben - hier lagern mehr Daunenfedern als bei Frau Holle.
Ich probiere einige Jacken an und bin nun ganz froh, nicht im Internet bestellt zu haben. Denn in den meisten sehe ich aus wie ein Schlafsack auf Beinen. Ein freundlicher Verkäufer bringt mir geduldig Modell um Modell. Und er erklärt mir, welche sich für eine Everest-Besteigung eignen - und welche eher für Spaziergänge im Englischen Garten.
Irgendwann finde ich eine Daunenjacke der Marke Marmot. Sie sitzt perfekt. Leider ist die Farbkombination "Golden Yellow/Blue Ocean" völlig untragbar, wenn man nicht gerade im Zirkus arbeitet.
"Gibt's die auch in Schwarz?", frage ich.
"Leider nein", sagt der Verkäufer. "Nur diese Optik."
Während er jemand anderen bedient, steuere ich mit dem Smartphone die Seite von Marmot an und stelle fest, dass es meine Jacke in sechs verschiedenen Farben gibt. Ich gehe wieder zu meinem Verkäufer und zeige auf das Display.
"Es gibt viele andere Farben."
"Kann schon sein", sagt er. "Aber nicht bei uns."
Klick, zack, gekauft
Ohne Beute ziehe ich ab. Zuhause erwäge ich, die Jacke bei Amazon zu bestellen. Aber mein Gewissen meldet sich. Ein Buchhändler hat mir neulich erzählt, Amazon-Gründer Jeff Bezos sei "der Satan", und er meinte es nur halb im Scherz. In den USA hat Bezos bereits Buchketten wie Borders platt gemacht, ferner große Elektronikhändler und andere Fachgeschäfte. Kürzlich forderte Amazon seine Kunden sogar dazu auf, in Geschäften die Barcodes von Produkten einzuscannen. Wer diese dann online statt offline kaufte, bekam für seine Spitzeltätigkeit fünf Prozent Rabatt.
Finde ich fies. Stasi-Shopping ist das.
Deshalb habe ich Bauchschmerzen, mein Wintersportgeschäft als bloßen Showroom zu missbrauchen. Man hat mir dort schließlich bei der Vorauswahl geholfen, und recht freundlich waren die Leute auch. Sie haben eine Chance verdient.
Ich gehe deshalb auf die Internetseite des Geschäfts und suche dort im Online-Shop meine Jacke. Es gibt sie hier tatsächlich in einer zweiten Farbe: in Grau. Schwarz wäre mir zwar lieber, aber ich bestelle dennoch die graue. Aus Solidarität - und gegen Vorkasse, weil bei der Kreditkartenzahlung immer wieder eine Fehlermeldung angezeigt wird.
So. Jetzt macht Jeff Bezos dicke Backen! Ich gehe ins Wohnzimmer, um bei meiner Frau ein bisschen anzugeben: König Kunde, Offlinekäufer, Amazon-den-Finger-Zeiger, Retter des Einzelhandels.
Zwei Tage später kommt eine E-Mail. Die graue Daunenjacke sei wegen eines Fehlers im Warenwirtschaftssystem leider nicht lieferbar. Ich bitte um die Rücküberweisung meiner Vorauszahlung - und bekomme prompt Antwort: "Ich bin bis übernächste Woche im Urlaub. Sollte Ihr Anliegen nicht solange warten können..."
ANZEIGEIch tippe bei Amazon "Marmot Down Black L" ein. Drei Händler haben die Jacke im Angebot, sie sind durchweg billiger als der Wintersportladen. Alle Farben und Größen sind verfügbar. Klick, zack, gekauft.
Nicht einmal 48 Stunden später laufe ich in meiner Jacke durch die Stadt. An einem Zeitschriftenstand fällt mein Blick auf die neue Ausgabe des Technologiemagazins "Wired". Vom Cover schaut mir Jeff Bezos hypnotisch entgegen. Darunter steht: "Amazon hat das Internet in der Tasche".
Und wenn sich der Einzelhandel weiterhin so dämlich anstellt, bald auch den ganzen Rest.
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- lucksi
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Gut, dafür darf ich mir jetzt die Arschbacken bei der Post wundstehen wenn Oma und Opa Mümmelmann oder nicht deutsch sprechende Mitbürger die Schalter ewig lange blockieren oder die fleissigen (ex?)Beamten auch gerne mal nen Schalter schliessen, egal wie lange die Schlangen schon sind. Weil Pause ist Pause. Und mehr als 3 von den 10 Schaltern sind eh nie auf, auch nicht zur Weihnachtszeit. Man muß ja immer an den Gewinn denken. Aber bei der Post kann ich wenigstens Sendungen sammeln über ne Woche hinweg. Und trotz allem ist die Post noch das beste bei den Paketdiensten. Die anderen hier sind echt gruselig. DPD -mit seinen drei Zustellversuchen- klingelt so lange in der Nachbarschaft bis jemand das Paket annimmt beim ersten Versuch. Keine Vollmacht, keine Abstellgenehmigung - kein Problem. Und dann gibts noch Hermes. Die Fahrer sind so überlastet, da wird einfach des öfteren gelogen das ein Zustellversuch unternommen wurde. Auch der einzige Dienst wo total heruntergekommene Kombis als Lieferfahrzeug gelten (wohl Unterunternehmen, bzw Lohnsklaven). Mehrere Paketen wurden von denen schon an mich zugestellt (so mit Unterschrift und allem) und in Realität war gar nichts.
Und trotz alledem shoppe ich lieber online.
Amazon selbst benutze ich schon seitdem es die nur in den USA gab. Damals noch Büchersendungen mit "Shipping-Crate" versandt worden. Und shipping hies da wirklich Seefracht. Anders war an englisch sprachige Bücher ja fast nicht ranzukommen ausser man zahlte den 5fachen Preis und wartete einige Monate bis der Buchhändler die mal hatte. Ohne Rückgabemöglichkeit bei Beschädigungen wei Spezialbestellung (ja, das ist was her).
Und wo die echten Händler, noch so mit Ladengeschät besser sein sollen, ist im Service. Ja genau, Service. Ist Deutschland ja für bekannt. Ich glaube Kundenservice wurde mal in den Fremdsprachenduden aufgenommen, aber wieder gelöscht weils wohl doch nur Gerüchte aus anderen Ländern waren. Fragt doch mal einen der Fachverkäufer was spezifisches über irgendein Elektronikgerät. Entweder "Weiß ich nicht" oder was frei erfundenes. Da ist im Internet suchen doch ein wenig besser, oder?
GT garage
The internet was invented by the american military back in the late 60s. It was designed to be a durable, scaleable, decentralized information delivery system, so that in the event of a nuclear attack, american military leaders would still have access to pornography.
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- poedel
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- normale Härte legt es an den Tag
Wir haben noch einen kleinen Lebensmittelmarkt in einem kleinen Wohngebiet. ALDI ist nicht zu weit weg, aber als eigentlicher Vollsortimenter sind wir alleine. Das müßte eigentlich gut laufen, tut es aber nicht. Wer da einkauft sind meist ältere Leute, und die sterben weg/aus. Selbst mit konkurenzlos günstigem, täglich frischem Fleisch kannst du nicht punkten. Die jungen Leute kaufen e mehr Convinience Produkte. Wo ist also das Problem bei dem kleinen Laden? Das Angebot entspricht nicht der Nachfrage!
Du kannst nicht nur Nutella haben, du brauchst auch Nusspli und 5 andere Marken, dazu noch Produkte für lactoseintolerante, da unser Sauberkeitswahn vermehrt dazu führt, dass alle Kinder gegen jeden Mist allergisch sind. Wenn mir ein Bonbon auf den Boden fiel ass ich es weiter mit dem Kommentar von Oma: "Sand reinigt den Magen". Heute ist das nicht auszudenken, wenn ein Kind das Bonbon gar noch anfasst. Die Kinderwagen sind so steril, dass man erst 5 Hüllen wegschieben muß, um das Kind zu sehen - aber das nur am Rande. Wir können als kleiner Markt nicht den Wünschen der Kundschaft nachkommen. Jedes Produkt wird in gewissen Mindesmengen geliefert, wovon man im Rahmen des MHD vielleicht nur eins verkauft - manche Produkte werden auch nur einmal im Jahr angefragt. Was ist die Reaktion? "Wenn ich das bei euch nicht bekomme kaufe ich halt woanders". Selbst wenn der Kunde das nicht sagt handelt er so. Und wenn du jetzt bei einem Jackenausstatter in der münchner Innenstadt nach deiner speziellen Jacke fragst, weil du ja so viel Mitgefühl für die lokale Wirtschaft aufbringst vertröstet man dich mit "es gibt nur dieses Model". Warum denn wohl? Insgeheim denken die meisten Kunden doch: "Lass den das mal bestellen, wenn ich es vielleicht woanders finde kaufe ich es dort". Genau daher bestellt dir niemand etwas, ohne dass du es vielleicht vorher an- oder bezahlst. Die meisten holen es dann doch nicht ab, weil Amazon in diesem Fall verlockender war. So geht es mir ja auch. Ich schaue auf Ebay, Amazon und meinen sonstigen Billigseiten nach dem günstigsten Preis. Wenn die Solidarität mit dem lokalen Handel mich dann erwischt, frage ich sogar da nach. Meist müssen die es erst bestellen, manchmal bestellen die es gar selber bei Amazon (wie man an deren Papiermüll erkennt) und ich muß auch noch drauf warten. Amazon liefert am nächsten Tag, wenn man Premiumkunde ist und das noch zu meiner Packstation, die mich ansimst, wenn das Paket da ist. Ich muß mich nicht einmal in einer Schlange anstellen und fahre nach der Arbeit zur Packstation und hole das Paket ab. Prima! Wer soll da als lokaler Anbieter dagegen anstinken? Ich wollte das Headset von Sony für die PS3 haben und ohne zu wissen, dass es eigentlich in DE nicht verfügbar ist fragte ich per Email einen lokalen Markt an. Ich bekam 2 Wochen später nicht einmal eine Antwort. Mitlerweile habe ich es aus NL importiert.
Zu Amazon Prime sei noch gesagt, dass auch das ein Abzockeservice ist, ich ihn aber dennoch nutze, denn:
Bevor es Prime gab waren die Pakete auch am nächsten Tag da, da DHL das immer schafft innerhalb von Deutschland binnen 24h zu liefern. Nun kassiert Amazon dafür 30EU pro Jahr, dass man nicht durch ihre Willkür einen Tag länger warten muß, da sie die Prime Kunden einfach bevorzugt abwickeln, um Arbeitskräfte zu sparen. Dennoch muss ich gestehen, dass ich den Service schon über ein Jahr nutze und noch nicht zum zweiten mal zur Kasse gebeten wurde. Scheinbar primen sie Vielbesteller auch mal gratis. Das ist doch auch mal was :=)
Noch zu den Paketdiensten:
Die Verteiler sind alles arme Schlucker, die teilweise als Scheinselbstständige arbeiten. Habt mit denen etwas Mitleid. Der Job ist hart! Das rechtfertigt natürlich keine, die angeben es wäre abgegeben, wenn es noch nicht ist.
Tipp für Arbeitende:
Schaut nach, mit welchem Dienst eure Lieblingsonlinehäuser schicken, meist ist es DHL. DHL bietet die Packstation gratis an, von der ihr 24/7 Pakete senden und empfangen könnt. Das ist der Oberhammer. Aber selbst der Abschaum von Hermes bietet die Möglichkeit, sich Pakete an den Shop schicken zu lassen. Informiert wird man per Email/SMS. So landet nichts beim Nachbarn, was man erst ne Woche später erfährt.
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- bigblack
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- mik-1975
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Ich hab noch nie was im Internet bestellt....find ich voll unpersönlich!!!
Und das bleibt auch so!!!
Hab kein Konto bei Ebay oder bei Amazone bzw. sonstwo!PayPal brauch ich auch nicht :P
Ich brauch das kleine Gespräch mit der netten Frau an der Fleischtheke und der alten Dame an der Kasse die mich beim Namen kennt und mal ab und an fragt wie es mir geht
Ich brauch sowas :P
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- Sledge008
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Bei Amazon hab ich zwar nicht das persönliche Gespräch aber beim Umtausch gibt es Beispielsweise keine Probleme. Spiele kaufe ich allerdings auch nicht bei Amazon, jedenfalls keine ab 18 und keine Vorbestellungen. Da ist Spielegrotte unkomplizierter und schneller.
Klar seh ich auch das die Großen die Kleinen kaputt machen. Aber bin ja selbst ein Kleiner und muss halt auch auf die Preise schauen, und wenn ich dann auch noch einigermaßen guten bzw. unkomplizierten Service bekomme bin ich zufrieden.
Zum Thema Post. Bestelle auch nur über DHL, die sind am zuverlässigsten. In dem Fall geht mir dann auch Service vor Preis und was die armen Hermes Boten mitmachen müssen ist auch unter aller Sau.
Bestelle sogar unser Katzenstreu im Internet und lasse es mir liefern 2x 14 Kilo, da hab ich aber auch schlechtes Gewissen gegenüber meinem DHL Mann, deshalb lass ich das über GLS liefern
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