Neue Gesetze gegen Killerspiele
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16 Jahre 2 Monate her #11508
von Mathayus
Mathayus antwortete auf Aw: Neue Gesetze gegen Killerspiele
Wie schon weiter oben schon erwähnt, fordert der bayerische Innenminister Herrmann ein generelles Verbot von sogenannten Killerspielen. Diese Debatte ist zwar z.Zt. vom Tisch, aber "Zeit Online" führte ein Interview mit ihm zu diesem Thema...
ZEIT ONLINE: Herr Herrmann, welche "Killerspiele" haben Sie gespielt, um zu der Überzeugung zu gelangen, dass diese verboten werden müssen?
Joachim Herrmann: Ich spiele sie selbst nicht, aber ich habe sie mir intensiv angeschaut. Ich bin erschrocken, wie der Spieler zu brutaler Gewalt animiert wird. Er wird ja selbst sozusagen zum Schwerkriminellen und bringt andere um, um zu Geld zu kommen oder um Punkte zu sammeln. Je grausamer der Mord, umso höher die Punktzahl. Das brauchen wir nicht. Solche Spiele sind unerträglich.
ZEIT ONLINE: Sie sprechen offenbar von der Spiele-Serie Grand Theft Auto. Der aktuelle Teil ist ab 18 Jahren freigegeben. Warum sollen Erwachsene nicht solche Spiele spielen dürfen?
Herrmann: Ich kann von einem Kinobetreiber erwarten, dass er tatsächlich nur 18-Jährige ins Kino lässt. Wenn es aber um Computerspiele geht, ist das anders. Wenn ein 18-Jähriger ein Spiel in der Hand hat, gibt er es am nächsten Tag an 17-, 16- und 15-Jährige weiter. Ich glaube nicht, dass es in unserer freiheitlichen Gesellschaft einen Anspruch auf solche Computerspiele gibt. Der Schutz der Kinder und Jugendlichen muss Vorrang haben. Es geht ja nicht um das Spielen allein. Es gibt zahlreiche Untersuchungen, die eindeutig belegen: Je intensiver sich Jugendliche mit solchen Spielen beschäftigen, desto größer ist die Gefahr, dass sie das auch in der Realität nachahmen.
ZEIT ONLINE: Medienforscher sind sich in der Frage aber noch immer nicht einig.
Herrmann: Der Kriminologe Christian Pfeiffer hat bei unserer Expertenrunde in Berlin entsprechende Belege aus seinen und anderen Studien vorgelegt. Natürlich wird nicht jeder Spieler ein Gewalttäter. Aber wenn Spiele auch nur zu einem bestimmten Prozentsatz ein höheres Maß an Jugendgewalt auslösen, dann ist das Grund genug, sie zu verbieten. In anderen Bereichen haben wir auch klare Verbote, ich denke an Kinderpornografie.
ZEIT ONLINE: Das Problem ist doch nicht, dass es solche Spiele gibt, sondern dass Kinder sie trotz der deutschen Altersbeschränkung bekommen.
Herrmann: Das ist eines der Probleme. Aber je größer die Gefahr ist, dass solche Spiele auch in die Hände von Kindern und Jugendlichen kommen, desto stärker muss der Staat eingreifen. Es ist ja auch für alle verboten, die Verbrechen des Nationalsozialisten zu verharmlosen.
ZEIT ONLINE: Die Indizierung, die es heute gibt, kommt doch schon einem Verbot gleich. Indizierte Spiele dürfen zum Beispiel nicht beworben werden.
Herrmann: Das ist zu wenig. Spiele, die brutale Gewalt verherrlichen, müssen im Strafgesetzbuch generell verboten werden.
ZEIT ONLINE: Das Strafgesetzbuch verbietet Gewaltverherrlichung bereits. Ein bayrischer Entwurf für einen neuen Paragrafen fand keine Zustimmung im Bundestag. Auch nach sechs Jahren Diskussion wurde nur das Jugendschutzgesetz geändert, und manche sagen, es sei damit nicht einmal verschärft worden. Meinen Sie wirklich, dass ein Verbot möglich ist?
Herrmann: Wir werden da nicht locker lassen, wir wollen diese Diskussion weiterführen. Mit den völlig unzureichenden Änderungen des Jugendschutzgesetzes ist das für uns nicht abgeschlossen.
ZEIT ONLINE: Die Spieleindustrie würde ein Verbot verfassungswidrig nennen.
Herrmann: Ich hoffe da sehr auf einen Meinungswandel. Es gibt heute schon Hersteller, die sich von dem gesamten Gewaltbereich verabschieden. Die wollen intelligente Spiele machen, Bildungsspiele, und noch ganz andere, spannende Geschichten.
ZEIT ONLINE: Aber eine Reihe von Herstellern verdient ihr Geld eben mit gewalthaltigen Spielen.
Herrmann: Da gibt es massiven Druck von Herstellern aus den USA. Aber wir haben auch nicht von ungefähr ein anderes Waffenrecht als Amerika, bei uns darf nicht jeder nach Belieben mit einer Schusswaffe durch die Gegend laufen. Wir dürfen bestimmte Fehlentwicklungen der amerikanischen Gesellschaft bei uns gar nicht erst Platz greifen lassen.
ZEIT ONLINE: Herr Herrmann, welche "Killerspiele" haben Sie gespielt, um zu der Überzeugung zu gelangen, dass diese verboten werden müssen?
Joachim Herrmann: Ich spiele sie selbst nicht, aber ich habe sie mir intensiv angeschaut. Ich bin erschrocken, wie der Spieler zu brutaler Gewalt animiert wird. Er wird ja selbst sozusagen zum Schwerkriminellen und bringt andere um, um zu Geld zu kommen oder um Punkte zu sammeln. Je grausamer der Mord, umso höher die Punktzahl. Das brauchen wir nicht. Solche Spiele sind unerträglich.
ZEIT ONLINE: Sie sprechen offenbar von der Spiele-Serie Grand Theft Auto. Der aktuelle Teil ist ab 18 Jahren freigegeben. Warum sollen Erwachsene nicht solche Spiele spielen dürfen?
Herrmann: Ich kann von einem Kinobetreiber erwarten, dass er tatsächlich nur 18-Jährige ins Kino lässt. Wenn es aber um Computerspiele geht, ist das anders. Wenn ein 18-Jähriger ein Spiel in der Hand hat, gibt er es am nächsten Tag an 17-, 16- und 15-Jährige weiter. Ich glaube nicht, dass es in unserer freiheitlichen Gesellschaft einen Anspruch auf solche Computerspiele gibt. Der Schutz der Kinder und Jugendlichen muss Vorrang haben. Es geht ja nicht um das Spielen allein. Es gibt zahlreiche Untersuchungen, die eindeutig belegen: Je intensiver sich Jugendliche mit solchen Spielen beschäftigen, desto größer ist die Gefahr, dass sie das auch in der Realität nachahmen.
ZEIT ONLINE: Medienforscher sind sich in der Frage aber noch immer nicht einig.
Herrmann: Der Kriminologe Christian Pfeiffer hat bei unserer Expertenrunde in Berlin entsprechende Belege aus seinen und anderen Studien vorgelegt. Natürlich wird nicht jeder Spieler ein Gewalttäter. Aber wenn Spiele auch nur zu einem bestimmten Prozentsatz ein höheres Maß an Jugendgewalt auslösen, dann ist das Grund genug, sie zu verbieten. In anderen Bereichen haben wir auch klare Verbote, ich denke an Kinderpornografie.
ZEIT ONLINE: Das Problem ist doch nicht, dass es solche Spiele gibt, sondern dass Kinder sie trotz der deutschen Altersbeschränkung bekommen.
Herrmann: Das ist eines der Probleme. Aber je größer die Gefahr ist, dass solche Spiele auch in die Hände von Kindern und Jugendlichen kommen, desto stärker muss der Staat eingreifen. Es ist ja auch für alle verboten, die Verbrechen des Nationalsozialisten zu verharmlosen.
ZEIT ONLINE: Die Indizierung, die es heute gibt, kommt doch schon einem Verbot gleich. Indizierte Spiele dürfen zum Beispiel nicht beworben werden.
Herrmann: Das ist zu wenig. Spiele, die brutale Gewalt verherrlichen, müssen im Strafgesetzbuch generell verboten werden.
ZEIT ONLINE: Das Strafgesetzbuch verbietet Gewaltverherrlichung bereits. Ein bayrischer Entwurf für einen neuen Paragrafen fand keine Zustimmung im Bundestag. Auch nach sechs Jahren Diskussion wurde nur das Jugendschutzgesetz geändert, und manche sagen, es sei damit nicht einmal verschärft worden. Meinen Sie wirklich, dass ein Verbot möglich ist?
Herrmann: Wir werden da nicht locker lassen, wir wollen diese Diskussion weiterführen. Mit den völlig unzureichenden Änderungen des Jugendschutzgesetzes ist das für uns nicht abgeschlossen.
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Herrmann: Ich hoffe da sehr auf einen Meinungswandel. Es gibt heute schon Hersteller, die sich von dem gesamten Gewaltbereich verabschieden. Die wollen intelligente Spiele machen, Bildungsspiele, und noch ganz andere, spannende Geschichten.
ZEIT ONLINE: Aber eine Reihe von Herstellern verdient ihr Geld eben mit gewalthaltigen Spielen.
Herrmann: Da gibt es massiven Druck von Herstellern aus den USA. Aber wir haben auch nicht von ungefähr ein anderes Waffenrecht als Amerika, bei uns darf nicht jeder nach Belieben mit einer Schusswaffe durch die Gegend laufen. Wir dürfen bestimmte Fehlentwicklungen der amerikanischen Gesellschaft bei uns gar nicht erst Platz greifen lassen.
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- Sid
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16 Jahre 2 Monate her #11779
von Sid
Sid antwortete auf Aw: Neue Gesetze gegen Killerspiele
Saufen statt Spielen! - KolumneVollrausch ja - "Killerspiele" nein?
GamePro-Chefredakteur Markus Schwerdtel über die Doppelmoral der bayerischen Landesregierung:
Manchmal möchte man schreien: Letzte Woche noch fährt Bayerns Innenminister Joachim Hermann (CSU) die harte Tour und will »Killerspiele« rundweg verbieten, Aufklärung und elterliches Verantwortungsbewusstsein nutzen ja nichts (wir berichteten). Am heutigen Donnerstag ist Hermanns Kollege Otmar Bernhard (CSU) – seines Zeichens Gesundheitsminister in Bayern – viel milderer Meinung – jedoch zu einem ungleich brisanteren Thema: Bernhard denkt, dass die vom Bundesgesundheitsministerium geplante Alkohol-Aufklärungskampagne stark übertrieben ist. Vom Vorschlag, Alkohol nur an Volljährige zu verkaufen, hält er genauso wenig wie von einer Promillegrenze bei 0,0 für Autofahrer.
»Mit 16 Jahren kann man durchaus mal ein Bier trinken. Wir müssen hier überzeugen, Bewusstsein bilden, Verantwortung bilden – das ist viel wichtiger, als mit neuen Regularien zu kommen«, sagte er dem Bayerischen Rundfunk (siehe Quelle).
Im Klartext: Der realen Bedrohung Alkohol, an deren Folgen jedes Jahr nachweislich mehrere tausend Menschen in Deutschland sterben, will die CSU mit Aufklärung und guten Worten begegnen. Das imaginäre Schreckgespenst »Killerspiele« soll dagegen einfach verboten werden, obwohl der Zusammenhang zwischen den extrem seltenen Amokläufen und Spielen nach wie vor sehr umstritten ist.
Bleibt die Frage, woher diese unterschiedlichen Haltungen der Minister kommen. Es könnte daran liegen, dass die mächtige Brauereilobby ein Wörtchen mitzureden hat. Vielleicht hat Herr Bernhard auch die Einnahmen durch die Alkoholsteuer im Hinterkopf. Oder die Herren glauben, mit solchen Sprüchen besonders viele Wähler an den Stammtischen abzugrasen. Das mag funktionieren, die bayerischen Spieler werden bei der kommenden Landtagswahl ihr Kreuzchen aber sicher woanders machen.
GamePro-Chefredakteur Markus Schwerdtel über die Doppelmoral der bayerischen Landesregierung:
Manchmal möchte man schreien: Letzte Woche noch fährt Bayerns Innenminister Joachim Hermann (CSU) die harte Tour und will »Killerspiele« rundweg verbieten, Aufklärung und elterliches Verantwortungsbewusstsein nutzen ja nichts (wir berichteten). Am heutigen Donnerstag ist Hermanns Kollege Otmar Bernhard (CSU) – seines Zeichens Gesundheitsminister in Bayern – viel milderer Meinung – jedoch zu einem ungleich brisanteren Thema: Bernhard denkt, dass die vom Bundesgesundheitsministerium geplante Alkohol-Aufklärungskampagne stark übertrieben ist. Vom Vorschlag, Alkohol nur an Volljährige zu verkaufen, hält er genauso wenig wie von einer Promillegrenze bei 0,0 für Autofahrer.
»Mit 16 Jahren kann man durchaus mal ein Bier trinken. Wir müssen hier überzeugen, Bewusstsein bilden, Verantwortung bilden – das ist viel wichtiger, als mit neuen Regularien zu kommen«, sagte er dem Bayerischen Rundfunk (siehe Quelle).
Im Klartext: Der realen Bedrohung Alkohol, an deren Folgen jedes Jahr nachweislich mehrere tausend Menschen in Deutschland sterben, will die CSU mit Aufklärung und guten Worten begegnen. Das imaginäre Schreckgespenst »Killerspiele« soll dagegen einfach verboten werden, obwohl der Zusammenhang zwischen den extrem seltenen Amokläufen und Spielen nach wie vor sehr umstritten ist.
Bleibt die Frage, woher diese unterschiedlichen Haltungen der Minister kommen. Es könnte daran liegen, dass die mächtige Brauereilobby ein Wörtchen mitzureden hat. Vielleicht hat Herr Bernhard auch die Einnahmen durch die Alkoholsteuer im Hinterkopf. Oder die Herren glauben, mit solchen Sprüchen besonders viele Wähler an den Stammtischen abzugrasen. Das mag funktionieren, die bayerischen Spieler werden bei der kommenden Landtagswahl ihr Kreuzchen aber sicher woanders machen.
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